Aktuell 11.04.2006 (Archiv)
Mit Stenzel stirbt die City?
Seit dem Wien-Wahlantritt von Ursula Stenzel gewann man den Eindruck, dass es auf Kosten des Konsenses zwischen Wirtschaft und Bevölkerung, zwischen Kultur- und Szenezentrum und verständlichen Anrainerinteressen, zu einer Polarisierung gekommen war.Seiten: [1] [2]
Ein Aussperren einer Gesellschaftsgruppe funktioniert eine Zeit lang, aber die Geschichte beweist uns, dass sich das letztlich immer rächt. Wohl am deutlichsten ist das heute in Paris zu sehen.
Ganz klar wurde herausgearbeitet, dass die Lokalszene, entgegen der bisherigen Meinung der Bevölkerung keine Billigpreisstrategie verfolgt. Von Anrainern wurde ironischer Weise sofort die Idee entwickelt, Getränke billiger herzugeben um den Jugendlichen die Möglichkeit zu geben sich Ihre Getränke in den Lokalen zu leisten. Dies zeigt deutlich, auf welchem dünnen strategischen Eis Gastronomen unterwegs sind.
Die oftmals erwähnten 'guten' Gäste der vergangenen Zeit bleiben aufgrund von starken Verkehrskontrollen der letzten Jahre aus. Die Einschränkung des Individualverkehres und die geplanten Verkehrsberuhigungen werden ein weiteres dazu tun, dass die Innenstadt für die breite Masse uninteressanter wird. Durch die Senkung des Grundgeräuschpegels wird auch die subjektive Empfindung von Lärm verstärkt.
Der Druck auf die Gewerbetreibenden (Gastronomie und auch Handel), die vielen dieser jungen Leute Jobs geben könnten, wird immer größer. Statt personell aufzustocken und ihre Betriebe zu optimieren, sind sie stets auf der Suche nach Möglichkeiten einzusparen, um zu überleben. Dies geht auf Kosten der Lebensqualität und der Arbeitsplätze. Der sich daraus ergebende Teufelskreis ist denkbar offensichtlich.
Es gilt daher zu beobachten, ob die Politik ihre ethische Verpflichtung vor die subjektiven Interessen stellen kann und damit letztlich, vielleicht auch ohne großen Applaus, wirkliche Probleme beseitigt.
Ein Politiker hat das gleiche Problem wie ein DJ. Viele Wünsche werden an ihn herangetragen und es ist nicht möglich, dies auf Kosten anderer zu erfüllen. Seine Kunst besteht darin, den großen Teil der Gäste zu befriedigen und sein Erfolg ist dann messbar, wenn die Gäste, außer dem Bewusstsein, dass es ein angenehmer Abend war, nicht mehr wissen, was er gespielt hat. Sein Misserfolg zeichnet sich ab, wenn die Wünsche überhand nehmen. Dann besteht die Gefahr, dass er sich einer Gruppe zuwenden muss und auch viele enttäuscht und vertreibt.
Oft darf man seine Motivation nicht kundtun, um letztlich Gutes zu bewirken. Und am Wähler liegt es, zu erkennen, ob jemand subjektive Probleme beseitigt oder im Hintergrund wirklich heiße Eisen anfasst.
Die Gesprächskultur der 'Rudolfsplatzrunde' hat gezeigt, dass es möglich ist, Probleme offen zu besprechen und Lösungen zu suchen. Es liegt nun an allen diese fruchtbaren Ansätze nicht zum eigenen Interesse auszuschlachten, sondern die Situation für alle zu verbessern. Die Motivation ist von allen Seiten vorhanden, nun gilt es sie aufrecht zu erhalten und zu multiplizieren.
Wahlen gewinnt man heute nur mehr mit Polarisierung. Probleme schafft man hingegen immer noch mit Konsens, Zivilcourage und Freundschaft aus der Welt.
Es zeichnen die Gastronomen zwischen Morzinplatz/Schwedenplatz, Wipplingerstraße und dem Ring
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